Walter Stierstorfer wird 40 !?
Ihr habt schon richtig gelesen!
40 Jahre ist es jetzt her, dass unser Sensei zum ersten mal in einem Karate Dojo trainiert hat. Seitdem hat sich manches geändert, viele Höhen und sicher auch Tiefen hat Walter durchlebt aber immer ist er zwischen Sport, Philosophie, Kampfkunst und Kriegsfertigkeit ein Suchender geblieben. Offen für neue Erkenntnisse und trotz der vielen Jahre weiterhin neugierig - so erleben wir ihn Woche für Woche im Training. Seine Überzeugung und Begeisterung für die Sache ist immer spürbar. Auf diese Weise nimmt er uns alle mit auf seinem Weg und macht ihn damit auch zu unserem.
Hier sind einige Gedanken, die Stierse zu seinem Jubiläum geschrieben hat:
Vor 40 Jahren stand ich vor einer alten, vergammelten Halle. Kommandos und Kampfschreie hörte man bis zur Straße. Mein Gott hatte ich Bammel da rein zugehen. Damals wie heute ist dieser erste Schritt das Schwierigste im Karate.Was war damals anders? Da gab es keinen Unterschied zwischen Kampfkunst und Kampfsport. Zwischen modernem und traditionellen Karate. Spezielle Trainingseinheiten für Selbstverteidigung gab es erst recht nicht.Karate war eben Karate. Das effektivste Nahkampfsystem überhaupt.In den vergangenen 40 Jahren habe ich schon weit über den Tellerrand geschaut und für mich gilt das nach wie vor. Allerdings gibt es heute Interpretationen, die anders sind in Outfit und Vokabular, aber das alles hat oft einen kommerziellen Hintergrund. Da ist Vorsicht geboten.
Karate war damals recht hart, in jeder Beziehung. Die Aufwärm- Kräftigungs- und Abhärtungsübungen führten die Aussage „Karate diene der Gesunderhaltung“ ad absurdum. Ich kenne viele, die mit kaputtem Körper aufhören mussten zu Trainieren. Mittlerweile hat man da schon sehr viel dazugelernt. Leider noch nicht jeder Trainer.Damals gab es auch keine Lizenzen. Wäre schon eine sinnvolle Sache, wenn nicht Verbandspolitik und Kommerz die Fäden ziehen würden.Ich werde oft gefragt, was mir Karate gebracht hat. Was soll ich da antworten? Die Fähigkeit zur Selbstverteidigung? Mir tut doch keiner was. Man lässt mich in Frieden. Jeden gewaltsamen Konflikt spüre ich im Ansatz und weiche ihm aus. Aber Respekt habe ich gelernt. Weniger vor dem, der sportlich hohe Gipfel erklommen hat, sondern vor dem der allertiefste Abgründe von Leid und Schmerz durchschreiten musste um dann wieder aufrecht und anständig dazustehen.Karate ist eine Geisteshaltung.
Das klingt vielleicht geschwollen aber diese Haltung nützt mir nahezu jeden Tag. Sei es im Arbeitsalltag, oder bei meiner allerliebsten Leidenschaft - dem Motorradfahren. Da hat mich die Erfahrung aus dem Training, die „Geisteshaltung“ schon wiederholt vor Unheil bewahrt.Heute beginne ich die Worte meines alten Meisters von damals zu verstehen:„Karate ist kein Hobby – Karate ist eine Art zu leben!“ Und das bis zum letzten „Yamae!"
Uns allen bleibt da eigentlich nur eins zu sagen: "Danke, Walter!"